CBD-Monopol in Österreich: Die unterschätzten wirtschaftlichen Folgen

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Die geplante Monopolisierung von CBD-Blüten durch ihre Einordnung unter das Tabakmonopolgesetz, wie sie im Zuge der VwGH-Entscheidung vom 29.01.2025 angedeutet wurde, bringt nicht nur rechtliche Unsicherheiten mit sich, sondern gefährdet zahlreiche wirtschaftliche Strukturen in Österreich. Was als regulatorische Maßnahme gedacht war, entwickelt sich zum Risiko für Arbeitsplätze, Betriebe und nachhaltige Entwicklung.

Ein Wirtschaftszweig unter Druck
Laut ARGE Canna gibt es in Österreich rund 400 bis 600 aktive CBD-Fachgeschäfte mit einem jährlichen Branchenumsatz von 400 bis 600 Millionen Euro. Diese Betriebe beschäftigen etwa 1.500 Personen, viele davon in Vollzeit. CBD-Blüten machen im Durchschnitt 80 % ihres Umsatzes aus. Eine Monopolisierung würde die wirtschaftliche Grundlage dieser Unternehmen zerstören – mit weitreichenden Konsequenzen für Beschäftigte, Familienbetriebe und regionale Produzent:innen.

Rückstand gegenüber dem EU-Ausland
Während Länder wie Deutschland, die Schweiz oder Tschechien auf liberale und moderne Regulierungsansätze setzen, würde Österreich durch ein Monopol in eine wirtschaftliche Isolation geraten. Produzent:innen verlieren an Innovationskraft, Exportfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit. Das Monopol beschneidet nicht nur den Markt, sondern auch das Potenzial der Branche im europäischen Kontext.

Auswirkungen auf Zulieferbetriebe und ergänzende Sortimente
CBD-Shops verkaufen nicht nur Blüten, sondern auch Zubehör, Kosmetik, Nahrungsergänzungsmittel und Anbauprodukte. Diese Produktkategorien hängen direkt mit dem CBD-Angebot zusammen. Trafiken verfügen weder über die notwendige Präsentationsfläche noch über die fachliche Beratung, um diese Sortimente weiterzuführen. Auch hier drohen erhebliche Umsatzverluste.

Innenstädte und Gewerbeflächen gefährdet
Die Schließung von mehreren hundert Fachgeschäften würde Innenstädte zusätzlich belasten. CBD-Shops leisten einen Beitrag zur lokalen Wirtschaft und tragen zur Belebung des Einzelhandels bei. Leerstehende Geschäftslokale führen zu Wertverlusten und einer Verschlechterung des Stadtbilds.

Nachhaltige Landwirtschaft in Gefahr
Laut der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft wurden 2022 in Österreich rund 1.891 Hektar Hanf angebaut – meist von über 1.000 Betrieben, die auf CBD-reiche Sorten setzen. Ein Marktzugang nur über das Monopol könnte viele dieser Betriebe verdrängen. Dabei ist Hanf eine ökologisch wertvolle Kulturpflanze:

  • Er bindet CO₂,
  • verbessert Böden,
  • benötigt kaum Pestizide,
  • und fördert Biodiversität.
    Ein Rückgang des Hanfanbaus wäre somit auch ein Rückschritt im Klima- und Umweltschutz.

Labore und Forschung betroffen
Hanfanalyse-Labore sind ein oft übersehener, aber zentraler Teil der Branche. Sie prüfen Produkte, erstellen Zertifikate und sorgen für Produktsicherheit. Eine staatliche Zentralisierung der Kontrolle würde diesen hochspezialisierten Dienstleistungssektor schwächen oder verdrängen.

Finanzielle Folgen für den Staat
Ein vollständiger Übergang in ein Monopolsystem hätte erhebliche fiskalische Auswirkungen:

  • Wegfall von Umsatz-, Einkommen- und Körperschaftsteuern der Fachgeschäfte
  • Verlust von Sozialabgaben und Lohnsteuern
  • Kosten durch Arbeitslosigkeit und Umschulungen
  • Höhere Verwaltungs- und Kontrollkosten
  • Anstieg des Schwarzmarkts durch eingeschränkte legale Verfügbarkeit

Erste Schätzungen gehen von einem jährlichen Schaden von 150 bis 200 Millionen Euro aus – deutlich mehr, als ein Monopol realistischerweise einbringen könnte.

Fazit: Ein Monopol destabilisiert den Markt
Die geplante Monopolisierung von CBD-Blüten ist nicht nur ein regulatorischer Eingriff, sondern ein wirtschaftspolitisches Risiko. Betroffen sind:

  • der lokale Einzelhandel,
  • kleine und mittlere Unternehmen,
  • die Landwirtschaft,
  • Forschungs- und Prüfinstitute,
  • sowie die öffentlichen Haushalte.

Was Österreich braucht, ist kein Monopol, sondern ein modernes, transparentes und EU-konformes Cannabisgesetz, das Qualität sichert, Innovation ermöglicht und dem Staat eine stabile Einnahmebasis bietet – ohne wirtschaftliche Strukturen zu gefährden.

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